Krankheiten
Tierarztwahl
Warum kann ich einem Tierarzt nicht immer vertrauen?
Wie in jeder Branche gibt es auch bei Tierärzten sowohl diejenigen, die ihren Beruf mit viel Wissen und Leidenschaft ausüben, als auch diejenigen, die sich weniger engagieren können oder wollen.
Im Bereich Kaninchen kommt hinzu, dass die Tiere keine Schwerpunkttierart des tiermedizinischen Studiums sind. Während des Studiums muss sich ein zukünftiger Tierarzt nicht vertieft mit Kaninchen beschäftigen, selbst wenn er sich auf Kleintiere spezialisiert. Ein Kleintiertierarzt kann alles über die Erkrankungen von Hund und Katze wissen und auf dem Gebiet absolut spitze sein und dennoch nur unzureichend wenig über das Fachgebiet "Hauskaninchen" wissen. Schließlich sind Kaninchen keine kleinen Hunde oder Katzen, sondern haben ganz andere, spezifische Eigenschaften, Bedürfnisse und Krankheiten. Es erfordert also einiges an Eigeninitiative des Tierarztes und entsprechend Weiterbildungen, bis ein Tierarzt in der Lage ist, auch Kaninchen optimal behandeln zu können.
Leider geben längst nicht alle Tierärzte zu, dass sie sich nicht eingehend mit dem Themenkomplex Kaninchen beschäftigten. Dabei wären Wissenslücken absolut verständlich. Es ist schlichtweg nicht möglich, bei einer großen Zahl verschiedenster Tierarten genauestens über die tierartlichen Besonderheiten und Krankheiten Bescheid zu wissen. Nicht umsonst gibt es im Bereich der Humanmedizin für jede Körperregion eigene Facharztausbildungen.
Da manche Tierarzte dennoch stillschweigend versuchen, ihr Wissen von Hund und Katze auf Kaninchen zu übertragen, was zu schlechten oder sogar gefährlichen Behandlungen führen kann, sollte man als Halter nach Möglichkeit die Kompetenz eines unbekannten Tierarztes zu überprüfen versuchen, indem man ihm beispielsweise Fragen zu Kaninchen stellt, deren man Antwort man weiß und indem man jeweils genau nachfragt, was untersucht und behandelt wird und aus welchem Grund.
Es ist zudem immer sehr ratsam, sich selbst zu informieren und bei unpassender Behandlung den Tierarzt zu wechseln oder zumindest eine zweite Meinung bei einem anderen Tierarzt einholen.
Wie erkenne ich einen guten Tierarzt?
Ein guter Tierarzt ist sehr wichtig im Krankheitsfall. Da längst nicht alle Tierärzte kaninchenkundig sind, stellt das Finden eines Tierarztes, der großes Wissen von Kaninchen, ihrer Haltung und Ernährung sowie ihren Krankheiten hat, viele Halter vor größere Schwierigkeiten.
Um einen Tierarzt als geeignet oder ungeeignet grob einstufen zu können, kann man am Telefon oder beim ersten Besuch in der Praxis Fragen stellen. Diese Fragen können sich zum Beispiel auf die Ernährung beziehen. Empfiehlt ein Tierarzt eine fertigfutterfreie Ernährung, ein ständiges Angebot von Heu und reichlich frisches Grünfutter und Gemüse, so ist dies ein Zeichen, dass er sich schon mal näher mit den Bedürfnissen von Kaninchen beschäftigte. Auch kann man beispielsweise fragen, wie eine spezifische Krankheit behandelt werden soll oder welche vorbeugenden Maßnahmen (Impfungen, Kotproben, etc.) regelmäßig ergriffen werden sollten. Egal was man fragt, man sollte die Antworten natürlich selbst kennen, damit man die Antworten einstufen kann.
Weiterhin gibt es natürlich auch "äußere Merkmale" eines guten Tierarztes, die man beim ersten Besuch in der Praxis abschätzen kann. Die Praxis sollte annehmbar sauber sein, der Behandlungstisch nach jedem Patienten gereinigt und desinfiziert werden. Handschuhe gehören nicht zwingend zum Equipment eines Tierarztes. In der Regel werden sie nur bei offenen oder infektiösen Wunden eingesetzt. Beim Impfen oder bei anderen Injektionen sollte aber für jedes Tier bzw. jede Injektion eine neue Spritze verwendet werden. Nicht nur, weil es eine Frage der Hygiene ist, sondern auch, weil die Nadeln bei Gebrauch abstumpfen.
Weiterhin sollte ein Tierarzt sich Zeit für seine Patienten und deren Halter nehmen. Er sollte geduldig alle Fragen beantworten und auch offen sein für Vorschläge oder andere Wünsche des Halters sein. Plädiert er für einen anderen Weg, dann sollte er schlüssig darlegen können, warum er so und nicht anders behandeln möchte. Auch sollte er natürlich keine überflüssigen Behandlungen vorschlagen oder durchführen. Ein sehr guter Tierarzt gibt auch zu, wenn er mit seinem Latein am Ende ist und erkundigt sich bei Kollegen mit mehr Fachwissen oder überweist direkt dorthin.
Im Endeffekt kann man die Eignung eines Tierarztes erst dann abschließend beurteilen, wenn es zu einer ernsten Erkrankung eines Tiers kam und man somit sehen konnte, dass er wirklich Ahnung hat von dem, was er tut. Aber wenn man vorher bereits durch geschickte Fragen und ein offenes Auge sowie ein bisschen Bauchgefühl grob abgeschätzt hat, dass dieser Tierarzt zumindest kein Totalausfall ist, dann ist man auch im Ernstfall sicher nicht an der komplett falschen Adresse.
Hat man andere Kaninchenhalter in der Nähe, lohnt es sich, diese nach ihren Erfahrungen mit den umliegenden Tierärzten zu fragen. Nicht selten kann man sich so einige unbefriedigende Tierarztbesuche sparen und auf direktem Weg einen fähigen Tierarzt ausfindig machen. Als zusätzliche Hilfe wird auf www.kaninchentreff.de/tieraerzte.htm seit 2003 eine Liste mit Tierärzten geführt, die von anderen Kaninchenhaltern weiterempfohlen wurden.
www.kaninchen-info.de, August 2011
Autorenschaft: Arbeitsgruppe FAQ des Kaninchentreffs
Die Inhalte basieren auf jahrelanger Beratungstätigkeit gegenüber hilfesuchenden Kaninchenanfängern
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