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Nachwuchs


Kaninchen-Vermehrung




Was spricht gegen eine gewollte Vermehrung?


Der ein oder andere Kaninchenhalter hat schon einmal darüber nachgedacht, Kaninchennachwuchs zu bekommen. Sei es, um einmal zu erleben, wie Kaninchen aufwachsen, um süße Kaninchenjunge zu haben, um das eigene Lieblingstier zu vermehren, den Bestand aufzustocken oder um dem Kaninchen die Jungenaufzucht zu ermöglichen und es so artgerecht zu beschäftigen. Auch Freude an der Rassenkaninchenzucht oder sogar der Gedanke, mit seinen eigenen Kaninchen zu züchten um diese dann zu verkaufen, kommen vor.

Nur leider sind sich längst nicht alle, die sich zu dem Schritt entschließen, bewusst, welch zeitlichen und finanziellen Aufwand sie sich bescheren und welche Probleme sie sich mit dem Zuchtvorhaben aufhalsen. Der nachfolgende Text soll die wichtigsten Punkte erwähnen, die gegen eine gewollte Vermehrung sprechen.

1. Kaninchennachwuchs ist teuer

Mit Kaninchennachwuchs lässt sich kein Geld verdienen, im Gegenteil, normalerweise legt man einiges drauf. Kommt es zu Komplikationen oder zu Erkrankungen, kann so ein Wurf schnell zu einem sehr teuren Spaß werden. Im Text LINK Was für Kosten kommen auf mich zu? Eine Beispielrechnung kann nachgelesen werden, wie schon übliche Parasitenerkrankungen Kosten von rund 1000 Euro verursachen können. Bei größeren Komplikationen, z.B. weil ein Kaiserschnitt und eine nachfolgende Handaufzucht nötig ist, können die Kosten sogar deutlich höher liegen.

Aber selbst wenn alles gut geht, ist ein Wurf nicht günstig.
- Säugende Weibchen und auch wachsende Jungtiere haben einen enormen Energiebedarf und benötigen jede Menge Futter und entsprechend auch viel Einstreu.

- Anders als erwachsene Kaninchen sind junge Kaninchen sehr anfällig für Darmparasiten. Auch wenn die Mutter völlig gesund ist, kann ihr Darm vereinzelte Darmparasiten beherbergen, was reichen kann, um die Kleinen in Lebensgefahr zu bringen. Da Kokzidien eine der häufigsten, vermeidbaren Todesursachen bei jungen Kaninchen sind, empfiehlt es sich unbedingt, den Kot der Kleinen auf Kokzidien untersuchen zu lassen (etwa im Alter von 4-5 Wochen). Denn nur so kann gehandelt werden, bevor die Jungen erkranken.

- Die Kaninchenfamilie benötigt ein geräumiges Gehege, somit zum Beispiel mehr Kaninchentoiletten, mehr Beschäftigungsmaterial, Gehegezubehör.

- Ab der 12. Lebenswoche werden die Kaninchen geschlechtsreif. Die Jungrammler müssen dann von der Mutter und ihren Schwestern getrennt werden (außer sie wurden frühkastriert), was mindestens ein zweites Gehege braucht.

- Unkastrierte Böckchen sind praktisch unvermittelbar, da überall genug kastrierte Böckchen zu bekommen sind. Daher kommt man um eine Kastration der Rammler nicht herum. Pro Jungrammler entstehen dabei Kosten von etwa 30 - 50 Euro.

- Kaninchen werden gegen Myxomatose und RHD geimpft, was ebenfalls kostenintensiv ist. Die erste Impfung im Leben eines Tiers wird nach ca. 4 Wochen wiederholt ("geboostert"). Erst einige Tage nach einer solchen Wiederholung besteht ein optimaler Impfschutz. Danach genügt eine jährliche (RHD) bzw. halbjährliche (Myxomatose) Auffrischung.

Beispiel einer Kostenauflistung



2. Es gibt bereits viel mehr Kaninchen als gute Plätze für sie

Es besteht momentan überhaupt kein Bedarf an weiteren Kaninchen. Im Gegenteil, da Kaninchen überaus fruchtbar sind, kommt es sehr oft zu Unfallwürfen. Die Problematik wird dadurch weiter verschärft, dass Kaninchen in Gefangenschaft lange leben. 8 Jahre und mehr sind keine Seltenheit. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass viele Tierheime und private Auffangstationen überfüllt sind und nicht mehr wissen, wohin mit all den Kaninchen. Aus diesem Grund ist es auch nicht einfach, gute Plätzchen für die Jungen zu finden. Kaninchenkinder wird man oft kaum los. Manchmal muss man über Monate überall inserieren, bis man geeignete Abnehmer für alle Kleinen hat.

Sie haben Bekannte, die die Kleinen gerne nehmen würden oder wollen Sie sogar selbst ein junges Kaninchen behalten? Super! Denn unter den heimatlosen Kaninchen gibt es sehr viele Jungtiere in allen Farben und Größen. Der nächste Kaninchenschutzverein wird Sie bestimmt mit offenen Armen empfangen und Ihnen Kontakt zu Haltern oder Pflegestellen mit jungen Kaninchen vermitteln können, die froh sind, wenn Sie ihnen ein paar Jungtiere abnehmen.



3. Erhöhtes Krankheitsrisiko und Tod

Bevor man sich dazu entschließt mit seinen Kaninchen zu züchten, sollte man sich auch Gedanken darüber machen, wie gut man selbst und die Familienmitglieder mit den unangenehmen Aspekten klar kommen kann. Eine Trächtigkeit und auch die Jungenaufzucht erfordern vom Kaninchenweibchen Höchstleistungen und bringen die Gefahr von Komplikationen mit sich. Bei geeigneten Zuchttieren passiert dem Weibchen zwar selten etwas, dennoch kommt es ab und zu vor, dass ein zu großer Fetus im Geburtskanal stecken bleibt (besonders gegeben ist die Gefahr bei hohem Alter des Weibchens bei der Erstgeburt, bei Paarungen mit großem Vater und kleiner Mutter und bei zu lang ausgetragenen Jungen). Würden Sie in einem solchen Fall damit klar kommen, am Tod des Weibchens "schuld" zu sein? Ebenfalls muss damit gerechnet werden, dass das Weibchen durch die kräftezehrende Aufzucht auch anfälliger für andere Erkrankungen wird.

Sehr viel häufiger als ein Tod der Häsin sind tote Jungtiere. Mit Totgeburten und verstorbenen Jungtieren muss man rechnen, wenn man sein Kaninchen decken lässt. Der Anblick ist nicht immer schön. Es kommt vor, dass man nach der Geburt einen matschigen Klumpen findet, der entfernt an ein Kaninchenbaby erinnert oder dass man einen oder mehrere halb aufgefressenen Nestlinge vorfindet. Kämen Sie und ihre Familie auch damit klar?

Stirbt das Muttertier während die Jungen klein sind, bringt das einen großen Aufwand mit sich. Denn nun gilt es, für die Jungen so schnell wie möglich eine oder mehrere geeignete Ammen zu finden. Geeignet sind gutmütige, aufzuchtserfahrene Weibchen, die einen etwa gleichaltrigen, kleinen Wurf versorgen. Kann man keine Amme finden, kann man versuchen, die Jungen mit Katzenaufzuchtsmilch von Hand aufzuziehen. Dies ist sehr aufwändig, da man die Kleinen dann alle paar Stunden füttern muss, auch in der Nacht. Und auch später, als erwachsene Tiere, sind Handaufzuchten etwas schwieriger, sie sind meist weniger gut sozialisiert und nicht selten etwas krankheitsanfälliger als ihre mit der Mutter aufgewachsenen Artgenossen.



4. Kaninchen zu vermehren benötigt viel Fachwissen

Kaninchen zu vermehren benötigt viel Fachwissen über Kaninchen und Kaninchenzucht. Vom richtigen Handeln hängt das Wohl der Kaninchenfamilie ab. Kaninchen sind hoch entwickelte Tiere, die ein ähnliches Schmerzempfinden haben wie der Mensch. Daher steht es außer Frage, dass es verantwortungslos wäre, einfach mal auf gut Glück zu testen, ob der Versuch klappt. Um verantwortungsvoll zu züchten, muss man genauestens darüber Bescheid wissen, was man tut, wie man Notsituationen abwendet und wie man reagiert, sollte doch eine solche Situation eintreten.



5. Die eigenen Kaninchen sind selten geeignete Zuchttiere

Mit Kaninchen zu züchten, von deren Herkunft und Vorfahren man nichts weiß, ist grob fahrlässig. Viel zu groß ist hier das Risiko, dass sich das Tier nicht zur Zucht eignet oder nicht zum Partner passt. Denn nur wenn die Eltern, Großeltern und früheren Vorfahren eines Kaninchens bekannt sind, kann man beurteilen, ob sich ein Kaninchen zur Zucht eignet. So sollte z.B. keinesfalls mit einem Kaninchen gezüchtet werden, dass Erbanlagen für Zahnfehlstellungen trägt (das Gebiss kann in Ordnung sein und dennoch zu Nachkommen mit Zahlfehlstellungen führen) und es ist sogar illegal, Tiere zu verpaaren, die zu nicht lebensfähigen Jungen führen, beispielsweise zwei Kaninchen mit Scheckungs- oder Zwergwuchs-Gen.

Nebst der gesundheitlichen und genetischen Eignung ist auch das Alter ein wichtiger Faktor. Die Elastizität des Beckens nimmt beim Kaninchenweibchen im zweiten Lebensjahr stark ab. Deshalb sollte ein Weibchen bei der Erstgeburt ausgewachsen, aber maximal 1.5 Jahre alt sein.



6. Kaninchenkinder verursachen einiges an Zeitaufwand

- Bevor man Kaninchen züchtet, muss man sich das entsprechende Wissen aneignen. Das Finden von guten Fachtexten, die Lektüre dieser Texte und das Besuchen verschiedener, vorbildlicher Kaninchenzüchter nimmt einiges an Zeit in Anspruch.

- Kaninchenkinder sind nicht sauber und kötteln und pinkeln überall hin. Dies bedeutet häufiges Putzen, denn für junge Kaninchen ist es besonders wichtig, in einem sauberen Gehege zu wohnen.

- Sowohl das säugende Weibchen als auch die wachsenden Jungen benötigen viel Energie. Dementsprechend steigt der Aufwand/die Kosten für das Besorgen und Pflücken des Futters.

- Mehrere Tierarztbesuche sind nötig, denn der Kot der Kleinen sollte auf Parasiten untersucht werden, die Kleinen müssen zweifach geimpft und die Männchen kastriert werden. Bei Erkrankungen wird der Aufwand entsprechend größer.

- Sehr zeitaufwändig ist auch die Vermittlung der Kleinen. Erfahrungsgemäß braucht es sehr viele Inserate und viel Geduld, bis man geeignete Abnehmer für die Kleinen findet. Es ist höchst empfehlenswert, die zukünftigen Halter zu ihren Plänen zu befragen und jedes künftige Heim vor der Vermittlung zu besichtigen, denn nur so kann man seine Verantwortung, die man gegenüber den Kleinen hat, auch wahrnehmen. Sie selbst sind für die Zukunft der Jungen verantwortlich und dafür, dass keines der Kleinen irgendwo gelangweilt und frustriert in einem Käfig und womöglich auch noch alleine seine Tage absitzen muss. Schon aus diesem Grund verbietet sich die Abgabe an eine Zoohandlung.








www.kaninchen-info.de, August 2011

Autorenschaft: Arbeitsgruppe FAQ des Kaninchentreffs
Die Inhalte basieren auf jahrelanger Beratungstätigkeit gegenüber hilfesuchenden Kaninchenanfängern


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